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15. Juli 2016

Digitalisierung – und wo bleibt die Rendite?
(Editorial, K. Gutmann)

Wir sind in unserem Streben nach Digitalisierung nicht allein: die Autohersteller machen es, die Banken und auch die Müllabfuhr. Sogar die städtische Bibliothek verleiht eBooks komplett digital für genau vier Wochen und etwa zehn Minuten – dann ist der Bildschirm dunkel und das Buch wieder zurück, ohne Parkplatzsuche, ohne Mahnpostkarte, ohne Eselsohren. Das spart Benzin, Briefmarken und Buchbinderei.

In der Energiewirtschaft mag das durchaus auch so funktionieren, zum Beispiel bei der Kundenbetreuung. Die Selbstbedienungsfunktionen laufen inzwischen auf sämtlichen IT-Plattformen und sind sogar vom 6-Zoll-Bildschirmchen noch zu bedienen. Jeder Self-Service-Kunde spart bares Geld. Es sind schnell mal einige Euro, die pro nicht erfolgtes Telefonat einfach nicht anfallen. Dieses Geld spart der Lieferant unmittelbar ein, und er wird es ebenso unmittelbar wieder dem Wachstum – also einem attraktiven Lieferpreis – zuführen.

Ansonsten bin ich eher skeptisch. Beim Smart Metering hat Deutschland auf Jahre hinaus jede Chance auf digitale Effizienzgewinne verschenkt. Die Kosten für Smart Metering sind höher als in jedem anderen EU-Land. Durch den überlangen Rolloutplan verschenkt Deutschland jede Chance auf Skaleneffekte. Und es fällt mir schwer, an die geldliche und ökologische Rendite durch erzeugungs- und netzdienliche Lastverschiebung im normalen Haushalt zu glauben.

Bei der Bilanzierung bauen wir unnötige Doppelstrukturen auf. Die Massenkundenbilanzierung wird für eine Reihe von Jahren noch beim VNB (Altzähler) erfolgen, gleichzeitig arbeiten sich die ÜNB (Smart Meter) mühsam in die Massenprozesse ein.

Das sind nur ein paar Beispiele von vielen. Meine Sorge ist: ein Teil der Rendite aus der Digitalisierung der Energiewende ist schon wieder weg, bevor sie richtig da ist.